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Tierportrait - Haubentaucher
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Haubentaucher gehören eindeutig zu meinen liebsten Wasservögeln. Sie sind gleichzeitig die größte Art einheimischer Lappentaucher und kommen in unserer Natur bisher „noch“ relativ häufig vor. In meiner Region, im Naturschutzgebiet am Goldberg und in dem dazugehörigen Anglerweiher in der Gemarkung Heusenstamm-Obertshausen in Hessen, kann man einige Paare jedes Jahr beobachten. Da bei uns das Klima recht mild ist, sind sie häufig sogar ganzjährig zu sehen.

Beide vorgenannten Seen sind sehr groß und man braucht einige Zeit um das gesamte Gebiet zu umrunden. Hier am Anglersee hatte ich 2015 mein erstes Paar Haubentaucher entdeckt, dass an einem wirklich kalten April Tag in dem noch trockenen Schilf ihr Nest gebaut hatten. Leider war es sehr weit weg, auf der Seeseite eines breiten Schilfsaum, mindestens 80 m entfernt und mit dem 400 mm Objektiv war da, schräg über eine Bucht, auch nicht allzu viel zu machen. Aber es blieben die ersten Erinnerungsfotos und so fing dann alles an.

 

Noch im gleichen Jahr im Juni entdeckte ich in einem Seitenkanal des Sees am Goldberg ein Paar, dass mit Nestbau und Paarungsritualen beschäftigt war. Geschätzte Entfernung etwa 20 bis 30 m. Leider aber häufig durch hohes Schilf schon vor dem Kanal verdeckt und wenn der Wind ging, konnte man hier auch nur sehr schlecht beobachten und fotografieren. Ich stand vor einem gut brusthohen Zaun, die beiden Haubentaucher im Schilf auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals. Kaum jemand hatte sie dort vermutet, oder entdeckt. So blieb es erstmal mein Geheimnis. Es war wirklich toll die beiden dort zu beobachten und ich war zunächst häufig nur am Nachmittag dort. Dieses Mal auf der Westseite des Sees am Goldberg und die Sonne schien im Juni bis spät in die Abendstunden, genau auf diese Stelle im Seitenkanal. Hier entstanden dann die ersten sehr schönen Fotos.

In der Folgezeit kippte aber das Wetter. Wir hatten dann eine Woche sehr starken Regen mit Sturm und das Wasser im Kanal stieg daraufhin auch ziemlich an. Der Sturm hatte die grünen Rohrkolben im Wasser vollständig auf die Seite gedrückt und das Nest stand fast völlig unter Wasser. Die beiden Haubentaucher reparierten unermüdlich und das Schauspiel ging immer wieder mit Paarungen einher. Die erste Eiablage konnte ich hier noch beobachten und es kam danach noch wiederholt zu weiteren Paarungen. Hier endete aber schon die zweite Geschichte. Da es nach diesem Besuch mit einer kurzen und schönen Wetterphase für längere Zeit dermaßen schlecht wurde, dass ich dann einfach nicht mehr hingefahren bin. Ich war zunächst auch davon überzeugt, dass sie das Nest in dieser Zeit sicher schon aufgegeben hatten. Erst einige Wochen später war ich wieder dort, das Nest gab es leider nicht mehr, aber einer der beiden Haubentaucher transportierte zwei Jungtiere durch diesen Kanal und es war ganz sicher mein Paar was dort noch aktiv war.

Mein drittes Nest im darauffolgenden Jahr Ende Juni, entdeckte ich zunächst erst gar nicht und bin sicher eine Woche mehrfach daran vorbeigelaufen, bevor ich erstmals das Haubentaucher Weibchen auf dem Nest sitzend entdeckte. Sie hatten das Nest in der Mitte einer etwa zehn Quadratmeter großen, weißen Seeroseninsel gebaut. Niemand hätte hier, noch dazu so nah am Ufer, das Nest eines Haubentauchers vermutet. Es war dieses Mal am gegenüberliegenden Anglersee und noch dazu an einer Stelle an der eigentlich immer mal Spaziergänger vorbeikamen. Aber diesen ging es sicher ähnlich wie mir, sie hatten das Nest zuerst auch nicht wahrgenommen, zumal es in der davorliegenden Randvegetation viele Frösche und Libellen zu beobachten gab.

Ihre Tarnung auf der Seeroseninsel war wirklich perfekt, die Farbe der Seerosenblätter dunkelgrün und die Unterseite braun, mit den hochstehenden weißen Knospen und Blüten, einfach genial und passend zur Färbung der Haubentaucher. Es bestand aber auch hier die Gefahr, dass mal Hunde ins Wasser gehen oder Kinder beim Spielen mal mit Steinen werfen. Doch es war in der gesamten Zeit der Brut und Aufzucht nie etwas passiert. Das Paar blieb dem Standort selbst dann noch treu, als in unmittelbarer Nachbarschaft eine große Hochzeit gefeiert wurde, die mich schon vertrieben hatte.

Ab diesem Zeitpunkt war ich dann regelmäßig draußen am See und immer etwa 10 bis 20 m entfernt vom Nest. Hier hatte ich die Paarung leider niemals miterlebt, allerdings die Zeit zwischen der Fertigstellung des Nests und die Ablage des ersten Eies. Es wurden dann insgesamt drei Eier innerhalb einer Woche gelegt. Entsprechend der Brutzeit war ich während dem Brüten und dem Schlupf der Küken immer mal längere Zeit Vorort und konnten so die Brutpflege, später dann auch die Entwicklung der Küken und die Aktivitäten der Haubentaucher sehr gut beobachten und alles sehr schön fotografisch dokumentieren. Alle Küken hatten überlebt und ich hatte sie noch bis in den September hinein, immer wieder auf dem See zusammen gesehen. Soweit meine Geschichte zu den gemachten Beobachtungen. Es war zweifellos eines meiner schönstes Erlebnisse in der Natur überhaupt.

Haubentaucher, lateinisch Podiceps cristatus, gehören zur Familie der Lappentaucher (Podicipedidae). Sie sind die besten und schnellsten Schwimmer überhaupt, wenn man mal vom Kormoran absieht. Dagegen wirken Enten behäbig wie ein Korken, der im Wasser schwimmt und zu tauchen versucht. Haubentaucher sind perfekt für die schnelle Unterwasserjagt gebaut und wirklich Pfeilschnell. Mühelos legen sie nach dem oft blitzschnellen Abtauchen Strecken von 15 bis 30 m zurück, ohne dazwischen aufzutauchen und meistens kommen sie dann auch mit gefangenen Fischen an anderer Stelle wieder nach oben. In seltenen Fällen sind es sogar bis zu 40 m, die sie unter Wasser zurücklegen können. Schon Herrmann Löns beschrieb so ihr majestätisches Erscheinungsbild. Mit ihrem langen Hals sind sie besonders im Prachtkleid, von anderen Wasservögeln gut und schon von weitem zu unterscheiden. Die namensgebende rötlichbraune und schwarz gefärbte Haube, die stechend rote Iris und der rötlichbraune Schnabel, machen diesen Vogel einzigartig und unverwechselbar. Dazu der leuchtend weiße Vorderhals, die weiße Unterseite und das rotbraune, sehr schöne Rückengefieder. Die helle Unterseite sieht man leider nur wenn sie fliegen.

Ab dem Herbst tragen sie ein sogenanntes Schlichtkleid, dass sie zwar noch als Haubentaucher erkennen lässt, aber man muss schon etwas genauer hinschauen um sie nicht mit anderen Taucher-Arten zu verwechseln. Juvenile Haubentaucher schlüpfen schon in einem deutlich sichtbaren schwarz-weiß Look mit einem roten Punkt auf dem Kopf und behalten diese Färbung dann noch gut zwei Monate, bevor sie auch ihr Schlichtkleid bekommen. Im Winter kann man sie dann kaum noch von den Altvögeln unterscheiden. Normalerweise hört man selten ihre Rufe, nur im Frühjahr zuerst ihren Balzruf, ein „aorr-aorr“. Haubentaucher haben ein ausgeprägtes Balzverhalten und können dann auch buchstäblich auf der Wasseroberfläche synchron laufen. Auf jeden Fall sieht man bei der Balz sehr viel Imponiergehabe mit aufgestelltem Kopfgefieder, mit synchronen und rhythmischen Bewegungen der Köpfe und mit Verneigungen. Hier hört man dann auch deutlich ihre „kröck-kröck-kröck“ Rufe. Auf jeden Fall ist es ein wunderschönes Schauspiel, dass sich immer wieder ähnlich abspielt und wiederholt. Diese Rufe hört man übrigens auch rein stimmungsabhängig, oder bei einer Bedrohung und als Warnung. Die Jungtiere haben während der Brutpflege einen recht leisen Bettelton, ein zaghaftes „vieh-vieh-vieh“.

Haubentaucher sind Bewohner der mittleren Breiten, der Subtropen, Südwest-Europa, Nordafrika und bis nach China. Vorkommen gibt es auch noch südlich der Sahara, im Süden und Osten Australiens und der Südinsel Neuseelands. Je nachdem wo sie leben sind sie Stand- oder Zugvögel. Hier bei uns bleiben sie meistens das ganze Jahr. Man findet sie an geeigneten Seen und Kiesgruben mit über ca. 5 ha Größe. Bevorzugt werden Seen mit großen Schilfgürteln, die viel Schutz und Nistmöglichkeiten bieten. Ferner werden fischreiche und saubere Gewässer bevorzugt. Sie ernähren sich fast ausschließlich von allerlei Arten von Fischen, der oberen Wasserzone. Dabei werden vorwiegend kleinere Fische bevorzugt, aber auch noch größere Fische bis zu 25 cm Länge, vom Kopf an verschluckt. Viele Haubentaucher fressen Federn und schützen damit ihre empfindliche Magenschleimhaut vor Verletzungen durch Stacheln und Gräten. Auch die Kleinsten bekommen schon Federn von den Elterntieren gereicht. Küken werden zu Anfang mit allerlei Insekten und Larven gefüttert, allerdings konnte ich beobachten, dass ihre Eltern für die Küken auch wirklich nur Mini Fische fangen und diese auch gleich verfüttern.

Erwachsene Haubentaucher werden 45 bis 51 cm lang und haben eine Flügelspannweite von 59 bis 73 cm. Ihr Gewicht variiert zwischen 800 und 1.400 g. Sie führen eine monogame Saisonehe und beginnen, etwa ab April bis Ende Juni ihr Brutgeschäft. Geschlechtsreif sind sie schon nach einem Jahr, allerdings wirklich erfolgreiche Bruten kommen erst ab dem dritten Lebensjahr zustande. In dieser Zeit beherrschen sie ihr Revier und haben dort absolute Nahrungshoheit. Sie neigen dann zu agonistischen Verhaltensweisen. Ihre größten Neider sind aber die Angler, die sich hier an unserem See aber immer perfekt und tolerant verhielten. Nach der Balz geht es an den Nestbau, der ein bis drei Wochen andauern kann. Das oft im Schilf versteckte Nest befindet sich etwa auf Wasserhöhe, oder nur bis zu 10 cm darüber. In seltenen Fällen findet man auch Nester auf großen Seerosenfeldern, wie von mir bereits beobachtet und beschrieben. Die Nester direkt auf dem Wasser sind immer etwas gefährdet, wenn es starke Schwankungen der Wasserhöhe gibt. Besonders nach langanhaltendem Regen und Unwettern, saufen diese Nester buchstäblich ab und häufig geht dann die Brut mit verloren. Haubentaucher bauen manchmal auch mehrere Nester, die dann nur als Paarungsplattform dienen. Wie die Paarung abläuft könnt ihr sehr gut auf meinen Fotos hierzu sehen. Paarungen finden relativ häufig statt, auch noch nach der ersten Eiablage. Dann legt ein Haubentaucher Weibchen im Abstand von zwei Tagen, bis zu drei oder vier mattweiße und verhältnismäßig große Eier. Nester mit bis zu sieben Eiern sind allerdings auch beschrieben, aber relativ selten. Beide Elternteile brüten immer abwechselnd, so dass die Eier nie zu lange alleine sind. Der Partner der frei hat fängt in dieser Zeit Fische, versorgt seinen Partner, entspannt sich mit Spielen, oder schläft treibend auf dem Wasser.

Haubentaucher brüten dann 27 bis 29 Tage bei etwa 32 Grad, immer abwechselnd im zwei drei Stunden Rhythmus. Die Küken schlüpfen natürlich nicht synchron und in der Regel im Abstand von einem Tag. Sie sind Nestflüchter und können dann sofort selbst schwimmen. Nach sechs Wochen können sie bereits tauchen. Die Eltern tragen sie dann häufig im Rückengefieder, etwa bis zur 10. Woche und die Küken machen hier schon ihre ersten Taucherfahrungen, im Gefieder der Eltern. Bis zu der Zeit halten sich die Küken noch in der näheren Umgebung, so etwa in einem 100 m Radius auf. Im Alter von 71 bis 79 Tagen sind sie vollständig selbstständig und haben ihr Dunenkleid gegen das Jugendkleid getauscht. In dieser Phase hatte ich einen Haubentaucher fotografiert. Vorn der Kopf und Hals noch gestreift, hinten und auf dem Rücken schon gefärbt wie ein erwachsener Haubentaucher. Er kam vom See her in eine Bucht, tauchte plötzlich ab und ich rechnete schon damit, dass er irgendwo in der Nähe des Ufers wiederauftaucht. So war es dann auch und wir erschraken zunächst beide fürchterlich, er paddelte und schrie vor meiner Linse und ich konnte leider auch nur noch schnell zwei Fotos davonmachen. Bis Ende August waren dann die Jugendlichen soweit und ich hatte sie danach nur noch vereinzelt wiedergesehen. Seit dieser Zeit hatte ich nie mehr so nahe Nester beobachten können.

 

Da ich die Fotos nicht einzeln beschriftet habe, noch folgende Info:

Bild Nr. 1 und 2 = Nest Nr. 1 - Anglerweiher - NSG See am Goldberg - April 2015.

Bild Nr. 3 bis 55 = Nest Nr. 2 - Seitenkanal - NSG See am Goldberg - Juni 2015.

Bild Nr. 56 bis 198 = Nest Nr. 3 - Anglerweiher - NSG See am Goldberg - Juni bis August 2016

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